Hallo zusammen, hier ist wieder Alex! Wer eine Immobilie kaufen möchte, hört oft, dass man mindestens 20 bis 30 Prozent Eigenkapital mitbringen sollte. Doch was, wenn das nicht möglich ist? Gibt es eine 100-%- oder sogar 110-%-Finanzierung ohne Eigenkapital?
In diesem Artikel erkläre ich, wie eine Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital funktioniert, welche Risiken damit verbunden sind und in welchen Situationen sie dennoch sinnvoll sein kann.
1. Was bedeutet eine Finanzierung ohne Eigenkapital?
Bei einer klassischen Baufinanzierung bringen Käufer in der Regel Eigenkapital für:
- Kaufpreisanteil (meist 10–20 Prozent)
- Kaufnebenkosten (Notar, Grunderwerbsteuer, Makler)
Bei einer 100-%-Finanzierung wird der gesamte Kaufpreis über einen Kredit finanziert.
Bei einer 110-%-Finanzierung werden auch die Kaufnebenkosten über den Kredit abgedeckt.
Beispiel:
- Kaufpreis der Immobilie: 400.000 Euro
- Nebenkosten (10 %): 40.000 Euro
- Gesamtkosten: 440.000 Euro
- 100-%-Finanzierung: 400.000 Euro Kredit
- 110-%-Finanzierung: 440.000 Euro Kredit
Mein Tipp: Eine Vollfinanzierung kann funktionieren, ist aber mit höheren Kosten und Risiken verbunden.
2. Wer bekommt eine Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital?
Banken vergeben Kredite ohne Eigenkapital nur unter bestimmten Voraussetzungen:
✅ Sehr gutes und stabiles Einkommen
- Sicherer Job (z. B. Beamte, Angestellte mit unbefristetem Vertrag)
- Hoher monatlicher Überschuss nach Abzug aller Fixkosten
✅ Hohe Kreditwürdigkeit (gute SCHUFA)
- Keine negativen Einträge
- Hohe Bonität
✅ Hochwertige Immobilie als Sicherheit
- Gute Lage, wertstabile Immobilie (z. B. in gefragten Städten)
- Keine sanierungsbedürftige Altbau-Immobilie
✅ Zusätzliche Sicherheiten
- Zweitimmobilie oder Verwandtendarlehen
- Wertpapiere oder andere Vermögenswerte
Mein Tipp: Ohne sicheres Einkommen und eine gute Bonität ist eine Vollfinanzierung meist nicht realistisch.
3. Welche Risiken hat eine Finanzierung ohne Eigenkapital?
❌ Höhere Zinsen und monatliche Raten
- Banken verlangen bei 100-%- und 110-%-Finanzierungen Zinsaufschläge, da das Risiko für sie höher ist.
- Eine Vollfinanzierung kann den Zinssatz um 0,5 bis 1,5 Prozentpunkte verteuern.
❌ Längere Rückzahlungsdauer
- Da eine größere Summe finanziert wird, dauert es länger, den Kredit abzuzahlen.
- Beispiel: Eine Finanzierung mit 2 Prozent Tilgung kann mehr als 40 Jahre laufen.
❌ Höhere Restschuld nach Ablauf der Zinsbindung
- Bei steigenden Zinsen kann die Anschlussfinanzierung teurer werden.
❌ Gefahr der Überschuldung
- Wer keine Rücklagen hat, kann in finanzielle Schwierigkeiten geraten, falls unvorhergesehene Kosten entstehen.
Mein Tipp: Eine Finanzierung ohne Eigenkapital sollte nur gewählt werden, wenn die monatliche Belastung sicher tragbar ist.
4. Wie unterscheiden sich die Zinsen bei einer Vollfinanzierung?
Ein direkter Vergleich zeigt, wie stark sich eine Finanzierung ohne Eigenkapital auf die Kosten auswirkt.
Beispielrechnung: 80-%- vs. 100-%-Finanzierung
Finanzierung | Darlehenssumme | Zinssatz | Monatliche Rate (bei 3 % Tilgung) | Zinskosten gesamt (20 Jahre) |
---|---|---|---|---|
80-%-Finanzierung | 320.000 € | 3,0 % | ca. 1.600 € | ca. 160.000 € |
100-%-Finanzierung | 400.000 € | 3,5 % | ca. 2.500 € | ca. 210.000 € |
110-%-Finanzierung | 440.000 € | 4,0 % | ca. 2.800 € | ca. 260.000 € |
Fazit: Eine Vollfinanzierung bedeutet nicht nur eine höhere Monatsrate, sondern auch deutlich höhere Gesamtkosten über die Jahre.
Mein Tipp: Wer wenig Eigenkapital hat, sollte zumindest die Kaufnebenkosten selbst zahlen, um eine 110-%-Finanzierung zu vermeiden.
5. Alternativen zur 100-%-Finanzierung
Falls wenig Eigenkapital vorhanden ist, gibt es Alternativen:
✅ Bausparvertrag
- Falls bereits ein Bausparvertrag existiert, kann dieser als Eigenkapitalersatz genutzt werden.
✅ Familien-Darlehen oder Schenkung
- Eltern oder Großeltern können mit einem zinsgünstigen Darlehen helfen.
✅ Wertpapiere oder Lebensversicherung beleihen
- Wertpapiere oder Versicherungen können als Sicherheit dienen, um bessere Kreditkonditionen zu erhalten.
✅ Zweitimmobilie als Sicherheit
- Falls bereits eine Immobilie vorhanden ist, kann diese beliehen werden.
✅ Staatliche Förderungen nutzen (z. B. KfW-Kredite)
- Programme wie KfW-261 (Energieeffizientes Bauen) bieten günstige Darlehen und Tilgungszuschüsse.
Mein Tipp: Wer wenig Eigenkapital hat, sollte prüfen, ob bestehende Vermögenswerte als Sicherheit dienen können.
6. Ist eine Finanzierung ohne Eigenkapital sinnvoll?
Ja, wenn:
✔ Ein sicheres Einkommen vorhanden ist.
✔ Die Immobilie eine wertstabile Lage hat.
✔ Ein langfristiger Zinsanstieg unwahrscheinlich ist.
✔ Sondertilgungen oder spätere Erhöhungen der Tilgung möglich sind.
Nein, wenn:
❌ Die monatliche Belastung grenzwertig hoch ist.
❌ Keine finanziellen Rücklagen für unvorhergesehene Kosten existieren.
❌ Die Zinsen stark gestiegen sind, wodurch die Finanzierung langfristig zu teuer wird.
Mein Tipp: Eine Vollfinanzierung kann eine Option sein, aber sie sollte nur gewählt werden, wenn die langfristige Tragfähigkeit sichergestellt ist.
7. Fazit: Immobilienfinanzierung ohne Eigenkapital – Ja oder Nein?
✔ Möglich ist eine 100-%- oder 110-%-Finanzierung – aber nur unter bestimmten Voraussetzungen.
✔ Höhere Zinsen und höhere Monatsraten müssen einkalkuliert werden.
✔ Wer kann, sollte zumindest die Kaufnebenkosten selbst bezahlen.
✔ Alternativen wie Bausparverträge, Familienkredite oder Fördermittel können helfen.
Mein Rat: Eine Finanzierung ohne Eigenkapital ist nicht für jeden geeignet. Wer sich dafür entscheidet, sollte sicherstellen, dass die monatliche Rate langfristig tragbar ist und genug finanzielle Puffer vorhanden sind.
Wie seht ihr das? Würdet ihr eine Vollfinanzierung in Betracht ziehen oder lieber warten, bis genug Eigenkapital vorhanden ist? Ich freue mich auf eure Meinungen!